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Fulda-Wasserwerk bei Wahnhausen wird bis Sommer 2023 aufgerüstet

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Tonnenschwere Stahlspundbohlen werden mit einem 80-Tonnen-Seilkran in Position gebracht und dann mit einer Vibrationsramme in den Boden gedrückt. Das so entstehende Becken wird dann leergepumpt, um ein trockenes Bauloch zu haben. Links im Bild ist der Wehrpfeiler zu sehen, der verlängert werden soll.
Tonnenschwere Stahlspundbohlen werden mit einem 80-Tonnen-Seilkran in Position gebracht und dann mit einer Vibrationsramme in den Boden gedrückt. Das so entstehende Becken wird dann leergepumpt, um ein trockenes Bauloch zu haben. Links im Bild ist der Wehrpfeiler zu sehen, der verlängert werden soll. © Boris Naumann

Riesige Kräne auf schwimmenden Pontons, tonnenschwere Stahlspundbohlen, die in den Flussgrund gerammt werden und jede Menge Beton und Stahl, die noch in den kommenden Monaten verbaut werden – die Baustelle am Flusswehr der Fulda bei Wahnhausen kann sich sehen lassen.

Fuldatal – Bereits seit November vergangenen Jahres wird dort gearbeitet. Und alles dient dem Naturschutz. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie müssen Fließgewässer künftig vor allem für Fische passierbar (durchlässig) gemacht werden. Am Wehr bei Wahnhausen gerieten Fische, die die Fulda flussabwärts in Richtung Weser zogen, bislang aber all zu oft in die Turbine des dortigen Wasserkraftwerkes – immer mit tödlichem Ausgang.

Um das zu verhindern, investiert der Betreiber des Wasserkraftwerks, die Statkraft mit Sitz in Düsseldorf, derzeit einen hohen Millionenbetrag. „Im Grunde geht es darum, den Einlaufbereich der Turbine so umzugestalten, dass Fische künftig unbeschadet vom oberen Teil der Fulda in den unteren Teil gelangen können“, sagt Projektleiter Henning Fastenau.

Was so einfach klingt, sei aber nur mit hohen Aufwand umzusetzen. Im Kern soll künftig ein neuer, deutlich breiterer und schräg zur Fließrichtung stehender Rechen mit verringertem Stababstand eingebaut werden. Damit soll vor dem Turbineneinlauf die Fließgeschwindigkeit so reduziert werden, dass Fische noch eine Chance haben, vom Rechen wegzukommen. Die Schräglage des Rechens leitet die Fische wiederum direkt zu einem Bypass, der die Tiere über einen Abstiegskanal an der Turbinenanlage vorbei in den unteren Lauf der Fulda leitet.

„Um aber diesen Rechen einbauen zu können, müssen wir zuerst einen Wehrpfeiler verlängern und auch das rechte Ufer mit Ankern und einer Bohrpfahlwand sichern“, sagt Fastenau. An der Landseite sei die 30 Meter lange und 15 Meter tiefe Bohrpfahlwand bereits im ersten Halbjahr gebaut worden. „Um jetzt noch den Wehrpfeiler zu verlängern, muss zunächst einmal eine wasserfreie Baugrube geschaffen werden.“

Allein der Aufwand dafür sei immens. Dazu rammt derzeit ein 80 Tonnen schwerer Seilkran, nur getragen von einem Schwimmponton, bis zu 6,5 Tonnen schwere Stahlspundbohlen in den Flussgrund – um so eine Art provisorisches, 30 mal 30 Meter großes und sieben Meter tiefes Becken rund um den Turbineneinlauf zu schaffen. Ist dieses Becken fertig, wird es leergepumpt, um so sämtliche Stahlbetonarbeiten für den Wehrpfeiler im Trockenen erledigen zu können.

Allein um die Spundbohlen einrammen zu können, musste zunächst Fels aus dem Flussgrund mit einem 100-Tonnen-Bohrkran herausgebohrt und wieder mit Tonboden verfüllt werden, damit die Spundbohlen überhaupt Halt bekommen. „Wir haben 2500 Tonnen Fels herausgeholt – das sind ungefähr 100 Sattelzuladungen“, sagt Fastenau. „Die Baustelle hier ist mit das Komplizierteste, was wir bislang überhaupt hatten.“

Der Stahlbetonbau in der trockengelegten Baugrube soll Anfang November beginnen, um dann im Frühjahr 2023 damit fertig zu sein. Anschließend werden dann alle Stahlteile wie der Rechen und der Treibgutabweiser (siehe Grafik) eingebaut. „Im Frühjahr werden wir auch die Turbine warten. Die ist bereits seit Januar abgestellt und bis dahin immerhin seit 40 Jahren ununterbrochen gelaufen“, sagt Fastenau.

Im Sommer 2023 soll das Wasserkraftwerk dann wieder in Betrieb gehen und Strom für rund 5000 Haushalte produzieren. Und dann werden auch die Fische wieder freie Fahrt haben. (Boris Naumann)

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