28.03.2015 - 16:10 | Quelle: Transfermarkt.de | Lesedauer: unter 7 Min.
FC Wohlen
Kevin Pezzoni
Ex-Kölner wieder fit 

Pezzoni im Interview: „Sehne mich sehr nach der Bundesliga“

©IMAGO

Kevin Pezzoni (26, Foto) war einst Feindbild einiger Anhänger des 1.FC Köln. Heute spielt er in der zweiten Schweizer Liga und lässt dort mit guten Leistungen aufhorchen. Mit dem FC Wohlen spielt der Innenverteidiger um den Aufstieg und wurde als bester Ausländer in die Mannschaft des Jahres 2014 gewählt. Sven Bauer (Lapdog) sprach mit ihm über den Weg nach unten, seinen Neuanfang unter Ciriaco Sforza und fragte, ob sich Pezzoni eine Rückkehr nach Köln vorstellen könnte.


Transfermarkt: Herr Pezzoni, nach schwierigen Monaten haben Sie in die Schweiz wieder positive sportliche Schlagzeilen geschrieben. Wie kam es zum Wechsel?


Kevin Pezzoni: Ich hatte schwierige Monate hinter mir. Deswegen habe ich mir gesagt: „Es kann nicht sein, dass es weiter bergab läuft. Jetzt mache ich einen Schlussstrich, starte einen komplett neuen Anfang und kämpfe mich wieder nach oben.“ Dann kam die Anfrage, ob ich mir einen Transfer zum FC Wohlen vorstellen könnte. In den Gesprächen habe ich ein super Gefühl bekommen und gemerkt, dass der Verein hinter mir steht und ich mich in Ruhe wieder nach oben spielen kann. Ich glaube nach wie vor an mich und bin hungrig auf Erfolge, am liebsten in Deutschland.



Transfermarkt: Ihr Trainer ist der ehemalige Bundesligaspieler Ciriaco Sforza. Was können Sie von ihm lernen?


Pezzoni: Erstmal muss ich sagen, dass er mich als Mensch sehr überzeugt hat. Er ist sehr ehrlich zu den Spielern. Herr Sforza kann ein Kumpel-Typ sein, agiert aber trotzdem mit genügend Abstand und Respekt. Er hat das Sieger-Gen, ist absolut fußballbegeistert und ein Fachmann auf seinem Gebiet. Er gibt mir seine Erfahrungen weiter und versucht mich immer zu verbessern. Ich habe unter ihm wieder die Form meiner Kölner Zeit erreicht und fühle mich zu hundert Prozent fit.


Transfermarkt: Mit dem FCW spielen Sie um den Aufstieg in die Super League. Wie stehen die Chancen?


Pezzoni: Ich sehe gute Möglichkeiten. Unser größter Trumpf ist das Kollektiv, wir haben einen unglaublichen Teamgeist und eine sehr junge und erfolgshungrige Mannschaft.


Transfermarkt: Sie haben sich in Wohlen etabliert, sind als bester Ausländer ausgezeichnet worden und in die Elf der Saison gewählt worden. Was bedeutet Ihnen das?


Pezzoni: Die Ehrung galt für das komplette Jahr 2014 – was mich natürlich enorm freut, da ich nur ein halbes Jahr davon da war. (lacht) Es ist eine Bestätigung dafür, dass ich das, was ich mir vorgenommen habe, auch umsetze. Trotzdem ist es nur ein kleiner Schritt von vielen, die ich noch machen möchte. Ich bin sehr hungrig auf Erfolge.


Leistungsdaten
Kevin Pezzoni
K. Pezzoni Innenverteidiger
FC Wohlen
FC Wohlen
Saison 14/15
Challenge League
Spiele
29
Tore
2
Vorlagen
2


Transfermarkt: Ihr Vertrag läuft bis 2016, dennoch sehen Sie Ihre Zukunft nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland, die 2.Bundesliga ist Ihr Ziel - mindestens. Aus welchen Gründen?


Pezzoni: Ich habe nie gesagt, dass ich aus der Schweiz weg möchte, aber natürlich sind die deutschen Bundesligen sehr attraktiv. Es wäre schon schön, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkehren könnte. Ich sehne mich sehr nach den vollen Stadien und die Atmosphäre in der 1. beziehungsweise 2.Bundesliga. Dafür sind wir doch schließlich alle Fußballer geworden. (lacht) Außerdem fühle ich mich in einer absolut guten Form, körperlich und mental, um diesen Schritt wieder zu gehen.



Transfermarkt: Wie wollen Sie dies umsetzen, welche Perspektive sollte Ihnen der neue Verein bieten?


Pezzoni: Ich merke einfach, dass ich verrückt nach Fußball bin und alles dafür geben werde, der Mannschaft zu helfen. Ein ambitionierter Verein mit einer modernen Philosophie wäre natürlich schön, aber erstmal stelle ich meine Ansprüche hinten an und gucke, was sich ergibt und wo ich gebraucht werde. Ich bin für alle Seiten offen.



Transfermarkt: Sie haben vor wenigen Tagen Ihren Berater gewechselt. Was erhoffen Sie sich dadurch?


Pezzoni: Ich habe einen neuen Partner an der Seite meines Vaters, so würde ich es beschreiben. Ich habe bei Toni Kierakowitz ein gutes Gefühl und vertraue ihm sehr. Er hat mich in persönlichen Gesprächen überzeugt. Er handelt in meinem Sinne und hält uns ständig auf dem Laufenden. Sein Netzwerk im deutschen Fußball wird mir hoffentlich helfen.


Transfermarkt: Vor Wohlen ging es für Sie bergab. Angefangen in Köln, wo Sie von Fans zum Sündenbock abgestempelt, beleidigt und bedroht wurden. Wie denken Sie im Nachhinein über die schlimmen Wochen?


Pezzoni: Das Kapitel ist für mich abgehakt, ich gucke nach vorne und nicht mehr zurück.



Transfermarkt: Ihnen wurde damals nachgesagt, dass Sie zu Erzgebirge Aue geflüchtet seien. Wie kam es zu Ihrem Engagement im Erzgebirge?


Pezzoni: Also geflüchtet bin ich nicht. Wenn man überlegt, dass zwischen dem Wechsel und den Vorfällen circa drei Monate lagen, würde ich es nicht als „flüchten“ bezeichnen. Damals war der Schritt schon gut bedacht und ich hatte auch andere Angebote und auch Möglichkeiten, die dann am Ende leider nicht geklappt haben, wie zum Beispiel Hertha BSC.


Transfermarkt: In Aue lief es für Sie anfangs recht gut – ab dem 14. Spieltag aber standen Sie nicht mehr im Kader. Wie wurde dies begründet?



Pezzoni: Karsten Baumann hatte mich geholt. Unter ihm lief alles optimal, ich war wieder im Fokus anderer Klubs. Zur Saison 2013/14 hatte ich Angebote anderer Zweitligisten, jedoch war die geforderte Ablöse für die Vereine zu hoch. Wie es dann manchmal läuft, kam mit Falko Götz ein neuer Trainer, unter dem ich auch die ersten Spiele gespielt habe. Dann aber teilte mir Herr Götz in einem Gespräch mit, dass es bei uns zwischenmenschlich nicht passe und ich den Verein im Winter verlassen soll, sonst würde er mich in die zweite Mannschaft verbannen. Ich habe so etwas nicht erwartet und kann bis heute die Handlung und die Art nicht nachvollziehen. Es ist dann nicht mehr so leicht, einen neuen Verein zu finden, wenn man die letzten sechs Spiele nicht mehr im Kader war. So kam dann mein Wechsel zum 1.FC Saarbrücken in die 3.Liga zu Stande.


Transfermarkt: Der Vertrag wurde im Winter aufgelöst – mit welchen Gefühlen haben Sie den FCE verlassen?


Pezzoni: Ich wäre gerne im Erzgebirge geblieben.


Transfermarkt: Mit Saarbrücken stiegen Sie in die Regionalliga ab. Wo lagen die Gründe?


Pezzoni: Wir hatten eine super Mannschaft, aber man hatte uns im Winter komplett neu zusammengewürfelt. Das braucht leider Zeit, die hatten wir aber nicht. Am Ende waren wir einfach nicht eingespielt genug, um den Abstieg zu verhindern. Ich fand es sehr schade, weil Saarbrücken ein toller Verein ist, der mindestens in der 3.Liga spielen muss. Ich wünsche Trainer Fuat Kilic und seiner jetzigen Mannschaft den baldigen Aufstieg.


Marktwert
Kevin Pezzoni
K. Pezzoni Innenverteidiger
-


Transfermarkt: Was hätten Sie anders machen können? Gibt es Menschen, von denen Sie sich mehr Unterstützung gewünscht hätten?


Pezzoni: „Was wäre wenn?“ – dieser Satz bringt leider nichts. Es zählt nur das Jetzt und Hier. Mehr Unterstützung, als die, die mir meine Familie und meine Frau gegeben haben, kann man sich ohnehin nicht wünschen. Im Fußball gehört auch immer etwas Glück dazu. Ich denke trotzdem, dass sich meine Vita mit 26 Jahren sehen lassen kann. Immerhin komme ich auf 80 Bundesliga-Spiele und 31 in der 2.Bundesliga.



Transfermarkt: Was haben Sie in Ihrer Zeit in der Schweiz nun gelernt?


Pezzoni: Das alles sehr schnell gehen kann, in alle Richtungen. Und dass man sehr dankbar sein muss, diesen tollen Beruf ausleben zu dürfen.


Transfermarkt: Hand aufs Herz: Könnten Sie sich eine Rückkehr zum 1.FC Köln als Spieler vorstellen?


Pezzoni: Klar! Das Ende war wirklich schlimm, aber ich bin darüber hinweg und hatte trotzdem in Köln meine bislang erfolgreichsten Jahre im Fußball. Deswegen wäre eine Rückkehr immer denkbar. Es ist und bleibt ein toller Verein.


Transfermarkt: Bitte erzählen Sie ein Erlebnis aus Ihrem Fußballerleben.


Pezzoni: Der Aufstieg mit dem 1.FC Köln in die Bundesliga war der Hammer. Was dort los war im Stadion und in der Stadt, war unfassbar. Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Die Erinnerung ist so präsent, als wäre es erst vor kurzem gewesen.


Interview: Sven Bauer (Lapdog)


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