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2. Bundesliga Probetraining

Pezzoni will bei Hertha raus aus der Mobbingfalle

Redakteur
Kevin Pezzoni Kevin Pezzoni
Kevin Pezzoni nahm am Dienstag das Training bei Absteiger Hertha BSC auf
Quelle: DAPD
Der beim 1. FC Köln nach Fanattacken geschasste Kevin Pezzoni hofft auf einen Neuanfang in Berlin. Seit Dienstag trainiert er bei Hertha und sagt: „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier mitmachen darf.“

Das Leben eines Fußballprofis kann manchmal ganz schön öde sein. Tägliches Training, einmal die Woche ein Spiel, dazwischen Busfahrten, Hotelübernachtungen und Flugreisen. Mats Hummels hat neulich erst erklärt, wie ihn all das ziemlich langweile, einige Male schon habe er einfach keine Lust mehr auf seinen Beruf gehabt.

Kevin Pezzoni hat nur hundert Kilometer entfernt vom Dortmunder Hummels in Köln gespielt, doch seine jüngste Vergangenheit hielt manch Überraschung bereit, auf die der 1,93 Meter große Abwehrhüne gern verzichtet hätte. Beim Karneval im Februar dieses Jahres brach ihm ein Unbekannter per Fausthieb das Nasenbein, drei Monate später stieg Pezzoni mit dem 1. FC Köln aus der Bundesliga ab.

Vertragsauflösung wegen des Fan-Mobs

Anders als viele Kollegen blieb der 23-Jährige am Rhein, doch Applaus für diese Vereinstreue erhielt er nicht. Im Gegenteil: Nach schwachen Leistungen zum Saisonstart tauchten Hooligans vor Pezzonis Haus auf und machten ihm unmissverständlich klar, was sie von seinen Auftritten so halten. "Da wurde gedroht, mich zu erschießen oder mir die Beine zu brechen." Im sozialen Netzwerk Facebook wurde die Gruppe "Pezzoni in die Wüste" gegründet, 200 User schlossen sich ihr rasch an. Aufgewiegelt vom Fan-Mob zog der gebürtige Frankfurter Konsequenzen und löste seinen Vertrag auf.

Seit einem Monat nun ist er wieder auf Vereinssuche, am liebsten würde er weit weg von Köln spielen. Berlin wäre ein geeignetes Pflaster für einen Neuanfang. Die Hertha kämpft um den Aufstieg, und gerade in der Abwehr könnte der Verschmähte dem Klub dabei spontan helfen. Dienstagmorgen absolvierte Pezzoni ein Probetraining nahe dem Olympiastadion. Reinschnuppern soll er die nächsten zehn Tage, zeigen, dass er noch einer ist und sich befreit hat aus der Falle als Mobbingopfer. "Das Thema Köln ist abgehakt. Ich konzentriere mich auf Hertha, ich will Gas geben", sagte er nach der ersten Übungseinheit. "Wenn ich noch Probleme mit den Vorgängen hätte, wäre ich nicht hier. Ich konzentriere mich auf Hertha und bin sehr dankbar, dass ich hier mitmachen darf."

Pezzonis Team verliert 1:6

Zwar lief im ersten Trainingsspiel noch längst nicht alles rund, und die Mannschaft von Pezzoni verlor im Spiel sieben gegen sieben 1:6. Doch trotzdem könnte Berlin für den Defensivmann, um in der Fußballersprache zu bleiben, zum Befreiungsschlag unter Bedrängnis werden. Spieler mit bewegender Vita schließen sie bei der Hertha für gewöhnlich rasch in ihr Herz, hinzu kommt, dass der Klub in der Abwehr von massiven Abwehrproblemen gebeutelt wird.

"Wir haben Pezzoni eingeladen, weil wir mehrere längerfristige Ausfälle in der Innenverteidigung haben: Maik Franz, Felix Bastians und Christoph Janker. Wir haben eine Situation, dass wir uns vor allem in Deutschland umgeschaut haben, da sind wir auf Kevin gekommen", erklärte Trainer Jos Luhukay. "Kevin ist ein Spieler, der die Bundesliga kennt. Er kann im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung spielen. Er hat eine gute Spielübersicht, einen guten linken Pass, ist kopfballstark, sowohl defensiv wie offensive. Das sind Eigenschaften, die wir gebrauchen können."

Furcht, dass der Neue möglicherweise zu wenig Kondition mitbringt, um im Kampf um den Wiederaufstieg zu helfen, hat Luhukay offenbar nicht. "Kevin hat die komplette Vorbereitung in Köln mitgemacht und in der Meisterschaft gespielt. Dann hat er sich vier Wochen bei Eintracht Frankfurt fit gehalten. Er ist in einem guten Zustand."

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